Wein, tausende Jahre altes Kulturgut, Humboldt, der uns einen gesamtheitlichen Blick auf unseren Planeten ermöglichte und der Artenschutz, welcher spätestens seit dem Bericht des Weltbiodiversitätsrates im Mai 2019 erschreckenderweise in aller Munde ist. Wie kann man damit eine Brücke schlagen?
Scheinbar mühelos gelingt dies im Weingut Ramsel, einem Familienbetrieb in Kirrweiler in der Pfalz.
Wein und Nachhaltigkeit
Internationale Rebsorten wie Chardonnay, Merlot und Cabernet Sauvignon werden im Weingut ange-baut. Für ihren bundesweiten Kundenstamm haben sich Karl und Andrea Ramsel schon früh auf die Suche nach außergewöhnlichen Sorten gemacht. Diesen Weinkennern Premiumprodukte anzubieten, hat bis heute oberste Priorität im Unternehmen.
Dabei möglichst ressourcenschonend für Mensch und Umwelt umzugehen, ist eine tägliche Herausforderung. Anstrengend kann es manchmal sein, wenn werteorientiertes Handeln das Maß aller Dinge ist: die im Weinhandel mittlerweile obligatorischen Schraubverschlüsse stellten keine Alternative zum traditionellen Korken dar. Da die Qualität der Korken aus Korkeiche nachließ, musste ein innovativer Ersatz gefunden werden. Mit einem recyclebaren Korken, hergestellt aus erneuerbaren pflanzlichen Polymeren auf Zuckerrohrbasis, wurde ein würdiger Nachfolger gefunden. Ansprechende Glasflaschen mit einer attraktiven Ringbandmündung erlauben den Verzicht auf Aluminiumkapseln. Vorzugsweise werden die Flaschen in Holzkisten zum Kunden geliefert und zur Ressourcenschonung nach Genuss wieder abgeholt.
Realität
Nachhaltiges Handeln ist einfach in einer perfekten Welt. Sobald Schwierigkeiten auftauchen und das Leben auch negative Seiten zeigt, wird die Herausforderung, nach seinen Werten zu leben, grösser, aber gleichzeitig auch wichtiger als jemals zuvor. Auf einmal melden sich neben den Unternehmenswerten auch vermehrt die persönlichen Werte, die integriert werden wollen, um auf Dauer leistungsfähig zu sein.
Realismus
Die Faszination realistischer Malerei führte Andrea Ramsel schon früh zu den Zeichnungen Alexander von Humboldts, die er nach der Rückkehr seiner Reisen anfertigen ließ. Humboldt, der keine Mühen und Strapazen scheute, um seinen Traum zu leben. Spannend verfolgte sie die Spurensuche Andrea Wulfs in ihrem Buch “Alexander von Humboldt und die Entdeckung der Welt”. Die Medien zeigten mittlerweile die verheerenden Auswirkungen unseres globalen, unethischen Handelns und warfen die Frage auf, wie das eigene Talent sinnvoll, gemeinschaftlich genutzt werden kann.
Ein “Zufall” führte Andrea Ramsel zum internationalen Verein zum Schutz des Humboldt-Pinguins, Sphenisco.org. Diese Organisation hat den Wunsch den Lebensraum der Humboldt Pinguine in Chile zu bewahren. Sie ist u.a. mit Greenpeace, Gründungsmitglied der “Allianza Humboldt”, welche sich für die Errichtung einer Meeresschutzzone in einem der 39 wichtigsten Gebiete weltweit, hinsichtlich der Biodiversität (d.h. dort leben unzählige Tierarten, u.a. Wale und Delphine), einsetzt.
Ein Brainstorming unter werteorientierten Teilnehmern führte schnell zu der Idee, einen “Pinguin-Wein” auf den Markt zu bringen. Zieren sollte das Etikett ein Ölgemälde der Künstlerin Andrea C. Ramsel.
Am 1. Mai 2019 wurde der Pinguin-Wein, ein Weißer Burgunder einer breiten Öffentlichkeit zum ersten Mal vorgestellt. Von jeder verkauften Flasche (VK Euro 6,–) geht ein Euro direkt an Sphenisco.org.
Obwohl die Humboldt-Pinguine (Namensgeber ist der Humboldt Strom) hauptsächlich vor der chileni-schen Küste leben, verbinden wir Pinguine mit der Antarktis (hier leben u.a. Kaiser- und Königspinguine). Aus diesem Grund verschickte die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd am 27. August 2019, zusammen mit Weinen von anderen Weingütern, den Pinguin-Wein, an die Neumayer III Station in der Antarktis. Feierliche „Vernagelung“ der Weinkiste, zum Gedenken an den deutschen Polarforscher Georg von Neumayer, fand in seinem Geburtshaus in Kirchheim-Bolanden statt. Der Pinguinwein entfachte bei den anwesenden Pressevertretern große Begeisterung und wurde im Rahmen eines Berichts über die Neumayer III Station ausführlich im regionalen Fernsehen präsentiert.
Durch diese mediale Berichterstattung erreichte unser Kunst- und Weinprojekt eine hohe Aufmerksamkeit. Diverse Einladungen lokaler Veranstalter, dieses Projekt vorzustellen, folgten umgehend.
Auch wenn der Pinguin-Wein mittlerweile zum chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera
geschickt wurde und ein japanischer Zooexperte eine Flasche in seine Heimat mitgenommen hat, freuen wir uns ganz besonders über die Unterstützung dieses Projekts vor Ort. Der Verkauf des Pinguin-Weins erfolgt bereits an 4 Verkaufsstellen in der Region.
„Vernagelungsaktion“ Neumayer III Station, Antarktis am 27. August 2019
Bildnachweis: Quelle Shenisco.org
Weiterführende Informationen:
www.andrea-ramsel.com
www.weingut-ramsel.com
www.sphenisco.org