Autoren
Jürgen Linsenmaier – www.juergen-linsenmaier.de
Reiner Huthmacher – www.fachkraeftemagnet.net
Gerald Wood – www.ac-authentic.com
Das Positionspapier der Ethik Society beschreibt den tiefgreifendsten Wandel der Arbeitswelt seit der industriellen Revolution. Künstliche Intelligenz wird Berufe, Branchen und gesellschaftliche Strukturen radikal verändern – schneller und umfassender als jede bisherige technologische Neuerung. Viele heutige Tätigkeiten werden verschwinden, gleichzeitig entstehen neue Berufsbilder, die noch nicht definiert sind. Dadurch treten Fachkräftemangel und potenzielle Arbeitslosigkeit parallel auf – zwei Auswirkungen desselben disruptiven Prozesses.
Die zweite These fordert neue Sozialsysteme. Erwerbsbiografien werden fragmentierter, projektbasiert und unplanbar. Die traditionelle Festanstellung verliert an Gewicht. Gefordert werden kapitalgedeckte Vorsorgesysteme, ein staatlicher ETF-Start für Neugeborene sowie eine mögliche Roboter- oder Maschinensteuer, die Produktivität statt menschliche Arbeitszeit besteuert.
Gleichzeitig betonen die Autoren das „Recht auf analoges Leben“. Ältere und wenig digital affine Menschen dürfen nicht ausgeschlossen werden. Analoge Zugänge müssen bestehen bleiben, flankiert von Bildungsangeboten, die möglichst viele Menschen in die digitale Welt einbeziehen.
Ethische Leitlinien für KI sind ein weiterer zentraler Punkt. KI muss transparent, fair und nachhaltig sein, Denkfreiheit schützen und ökologische Auswirkungen berücksichtigen. Nur eine menschenzentrierte KI wird gesellschaftlich akzeptiert.
Arbeitgeber stehen im Zentrum der Transformation. Sie müssen Kompetenzen im Umgang mit KI aufbauen, Arbeitsprozesse menschlich gestalten und eine Kultur der Offenheit fördern. Arbeitgeberattraktivität wird zunehmend an verantwortungsvollem Technikeinsatz gemessen.
Um Teilhabe am KI-Fortschritt sicherzustellen, schlagen die Autoren neue Modelle vor: Gewinnbeteiligung, Technologie-Dividende und längere Mitarbeiterbeteiligung. Sie sollen Beschäftigte fair am Produktivitätsgewinn beteiligen und Vertrauen schaffen.
Innovation erfordert mutige Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und eine Kultur, in der Experimente erwünscht sind. Gleichzeitig müssen neue Formen der Identität entstehen, weil der Beruf als sozialer Marker an Bedeutung verliert.
Das Schlussfazit: Die Politik darf nicht zaudern. Der Wandel ist unvermeidlich – entscheidend ist, ihn aktiv zu gestalten, damit KI zu Wohlstand, Teilhabe und gesellschaftlichem Fortschritt führt.


