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Positionspapier Landwirtschaft und Ernährung

Wer heute über Landwirtschaft und Ernährung spricht, kommt an einem Befund nicht vorbei: Das System steht unter Druck – ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich. Die Landwirte fordern zu Recht mehr Anerkennung, faire Preise und weniger bürokratische Gängelung. Verbraucher wiederum kämpfen mit hohen Preisen und einem unüberschaubaren Siegel-Dschungel. Und im Handel dominieren nach wie vor Preisschlachten, während Nachhaltigkeit eher als Marketingbeigabe verhandelt wird als als Grundprinzip. Das 8-Punkte-Papier der Ethik Society zeigt klar, warum wir einen radikalen Kulturwandel brauchen – und wie er gelingen kann.

Im Zentrum steht die Einsicht, dass Landwirtinnen und Landwirte nicht nur Versorger, sondern das Rückgrat der gesamten Wertschöpfungskette sind. Ihre Arbeit prägt Landschaften, beeinflusst Klima und Biodiversität und schafft die Grundlage für Ernährungssicherheit. Trotzdem wird ihre Leistung im Markt kaum honoriert. Die Folge: Proteste, Frust und ein System, das sich im Kreis dreht. Die Ethik Society fordert deshalb, Landwirtschaft wieder als echtes Unternehmertum zu begreifen – und nicht als Subventionsfall. Denn ein Markt, der von Förderregimen und Machtasymmetrien geprägt ist, kann weder fair noch nachhaltig funktionieren.

Gleichzeitig braucht es ein neues Verständnis von Qualität. Wir leben in einer Zeit, in der alles jederzeit verfügbar sein soll – und das zu minimalen Preisen. Diese „Billigkultur“ hat enorme ökologische und soziale Folgen: für Höfe, Tiere, Böden, Arbeitsbedingungen und letztlich für die Gesundheit der Menschen. Nachhaltige Produkte haben ihren Preis, weil sie einen echten Wert haben. Wer heute ein Schnitzel für 1,50 Euro kauft, bezahlt morgen mit Umweltfolgen, schlechter Ernährung oder fehlender regionaler Wertschöpfung. Ein ehrlicher Blick auf die wahren Kosten ist überfällig.

Der Handel spielt dabei eine Schlüsselrolle. Weil er das Angebot bestimmt, trägt er große Verantwortung – viel größer als häufig behauptet. Nachhaltige Produkte dürfen nicht länger Nischenware bleiben. Wenn regionale, biologische und ressourcenschonend erzeugte Lebensmittel Standard werden sollen, müssen sie im Regal sichtbar, verfügbar und fair bepreist sein. Das bedeutet auch: weniger verwirrende Labels, mehr Transparenz, klare Standards und ein gemeinsames Zielbild, dem alle folgen.

Und schließlich: Nachhaltigkeit muss ganzheitlich verstanden werden. Klima, Tierwohl, faire Arbeitsbedingungen, Ressourcenschonung – all das gehört zusammen. Ein einzelnes grünes Siegel reicht nicht. Es braucht klare, verlässliche Vorgaben entlang der gesamten Wertschöpfungskette, getragen von Politik, Wirtschaft, Verbraucherschutz und der Landwirtschaft selbst. Nur so entsteht echte Orientierung für Verbraucher und gleichzeitig Planungssicherheit für Produzenten.

Das 8-Punkte-Papier ist deshalb mehr als eine Analyse. Es ist ein Weckruf. Für einen Markt, der wieder Werte statt nur Preise in den Mittelpunkt stellt. Für ein Verständnis von Landwirtschaft, das ihre gesellschaftliche Bedeutung anerkennt. Und für eine Politik, die den Mut hat, echte Nachhaltigkeit nicht nur zu predigen, sondern praktisch möglich zu machen. Schritt für Schritt, aber entschlossen – damit die Transformation gelingt, bevor uns die Folgen eines überhitzten Systems einholen.

 

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