Wenn ich in den üblichen Geschäftskreisen, auf Neujahrsempfängen oder Netzwerkveranstaltungen gefragt werde, was ich beruflich mache, und erkläre, dass ich die Stiftung managerohnegrenzen leite, dann kommt oft ein süßsaures Lächeln zurück. Manager und soziales Engagement? Das kann nicht sein. Managern wird nichts Gutes zugetraut: Sie sind extrem ehrgeizig, Macht-geil, Geld-gierig, korrupt und gehen über Leichen, so die landläufige Meinung. Ich erlebe allerdings hunderte von Managern, die sich bei uns bewerben, die das ganze Gegenteil leben und nicht einfach ein bisschen „sozialen“ Urlaub in der Exotik machen wollen. Ich frage mich deshalb: Woher kommt dieses negative Image?

Ganz offensichtlich traut man „denen“, also den Managern, nichts zu. Zumindest nichts Gutes, was ihre moralische Haltung, ihre Werte, ihr ethisches Bewusstsein betrifft. Die Frage nach globaler Gerechtigkeit und Fairness wird bei ihnen gar nicht erst erwähnt und entsprechend ihr Handeln in Frage gestellt. Es findet ein Prozess der Verallgemeinerung statt, der kontra-produktiv bis gefährlich ist. Es ist auch eine drastische Form der Bewertung: „Die“ Manager sind einfach so. Mit „denen“ lässt sich nichts anpacken. Ich rede hier natürlich nicht über die Ausnahmen, die es immer gibt.

Was ist die Folge? Wir gestalten eine extreme Form der Missgunst- und Neidgesellschaft. Und vor allem kreieren wir eine Gesellschaft „der Schuldigen“. Es sind dann immer die anderen, die daran schuld sind, dass sich nichts verändert oder gar verbessert. Oft sind die Manager ja auch die Führungskräfte, die Unternehmen entscheidend mitgestalten. Und wenn wir diesen Führungskräften nicht zutrauen, eine innere Haltung und Überzeugung zu haben, dass sie sich maßgeblich dafür einsetzten, dass ein Unternehmen nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich nachhaltig agiert, wie wollen wir dann alle besser leben?

Es wird also höchste Zeit, alte Feindbilder abzubauen. Nicht „die“ Manager sind schuld, wenn sich nichts bewegt. Auch nicht „wir“ Manager können nichts bewegen, weil wiederum wir den anderen (Manager-Kollegen, Vorgesetzten?) nichts zutrauen.

Es sind dann auch nicht nur ein paar vereinzelte Manager als Einzelkämpfer, die als Manager ohne Grenzen in die Welt hinausziehen, um in Armutsgebieten ihr Wissen zur Verfügung stellen. Und das auf eigene Kosten, unter Einsatz von freier Zeit.

Es sind vielmehr Vorreiter, die sich offen dazu bekennen, dass sie – neben ihrem Job als Führungskraft und Manager, als Unternehmer und Geschäftsführer – ihrer tiefsten Überzeugung nachgehen, dass sie an einer gerechten Welt mitwirken können. In vollem Bewusstsein ihrer Werte und in der persönlichen Verantwortung, ein aktiver Teil zu sein. Und sie kehren mit viel Kraft und Motivation zurück zu ihren unternehmerischen Aufgaben, um genau dort ihre Verantwortung weiter zu leben.

Mein Engagement bei der Stiftung managerohnegrenzen hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich wieder zu vertrauen.

Jeder, der unternehmerische Verantwortung trägt, hat auch die Ressourcen an Werten tief in sich, um gesellschaftliche Verantwortung zu tragen und dadurch etwas zu bewegen. Wenn wir unseren Führungskräften, „den Managern“ und uns selbst als verantwortlichen Unternehmern wieder mehr vertrauen und alle „Manager“ ihren verantwortlichen Teil dort beitragen, wo sie stehen, ist der 4-Wochen-Einsatz als Manager ohne Grenzen nur das „ad on“ eines Unternehmertums, das dem Gemeinwohl dient.